Bericht von der Rumänienfahrt vom 28.08. – 11.09.2010
Vom 28.8. bis 11.9.2010 stand für mich nach 11 Jahren wieder einmal eine Fahrt nach Rumänien auf dem Programm. Ich war sehr gespannt auf diese zwei Wochen. Um es vorwegzunehmen: Es war eine tolle Erfahrung!
Sinn und Ziel der Rumänienfahrt war es dieses Mal vor allem, Orte und Menschen zu besuchen, die im Rahmen der Rumänienhilfe über die letzten 20 Jahre hinweg von uns (seit 1999 organisiert durch den Verein „Speranta“ = rumän.: Hoffnung) finanziell und praktisch unterstützt wurden. Geplant waren Besuche in zwei Kinderheimen, das Wiedersehen mit den Familien der Pastoren Costel und Ioan Nita in Mangalia und ein Besuch bei dem langzeitlich befreundeten Pastorenehepaar Romul und Aglita Decean in Blaj
Besonders aber das Wiedersehen mit einigen der Kinder, die in den letzten zehn Jahren in dem von „Speranta“ gegründeten Kinderhaus „Dominik“ gelebt haben und aufgewachsen sind, lag uns sehr am Herzen. Zwei dieser Kinder (Ruben und Nico Silvester) leben heute noch in dem ehemaligen Kinderhaus „Dominik“, drei von ihnen (Lucian, Aurelia und Ionel) leben derzeit in dem christlichen Kinderheim „Caminul Felix“ und drei (Renata, Zoli und Kristina) in einem staatlichen Kinderhaus in Tinca. Zwei „unserer“ Kinder (Roxana und Alexandra) konnten im Jahr 2007 in ihre eigene Familie zurückkehren.
Auf den Weg nach Rumänien machten sich am 28.8. insgesamt sieben Mitglieder des Vereins „Speranta“: Aus Oldenburg Wolfgang(1. Vorsitzender) und Irene Janßen (vor 20 Jahren die Initiatoren der Rumänienhilfe und Gründer des Vereins), Wolfgang Wolz (2.Vorsitzende), Hans-Georg Rose (Kassierer) sowie die Vereinsmitglieder Tim Lüschen , Ralf Kuczewski und – aus Innsbruck dazustoßend – meine Wenigkeit.
Unsere „Fahrzeugkolonne“, bestehend aus einem Wohnmobil und dem vereinseigenen Fiat-Transporter mit Anhänger, erreichte am Abend des 28.8. Utzenaich in Österreich, wo wir – wie allgemein üblich auf Rumänienfahrten - übernachteten. Früh am nächsten Morgen ging es weiter, und nach einem ganzen Tag „auf Achse“ kamen wir abends im Kinderheim “Caminul Felix“ an. Wir wurden von den dort vollzeitlich tätigen „Eltern“ der Kinder, Dima und seiner lieben Frau Monica , sehr freundlich und herzlich willkommen geheißen. Beide sind in dem Kinderhaus für insgesamt 12(!!!) Kinder (darunter 2 eigene) verantwortlich, was quasi einem 24-Stunden-Job nahekommt. Entspannen konnten wir uns nach der anstrengenden Fahrt jedoch noch nicht sofort, wurden wir doch direkt nach Ankunft von den Kindern, deren Gesichter viel Freude und Zufriedenheit ausstrahlten, zum Spielen und Toben in Beschlag genommen. Nach einem gemeinsamen Abendessen überreichten wir jedem der Kinder noch ein Geschenk. Es war uns wichtig, hier nicht nur die Kinder zu berücksichtigen, die von „Speranta“ finanziell unterstützt werden: Lucian, Aurelia (beide waren leider auf einer Chortournee in den USA zu der Zeit) und Ionel, sondern auch allen anderen Kindern gleichermaßen eine Freude zu machen. Es folgte eine ausführliche Spielstunde, nach der wir, müde vom Tag, unser Quartier im Gästehaus auf dem Gelände des Kinderheims bezogen.
Am nächsten Tag ging es morgens gleich weiter in Richtung „Schwarzes Meer“, aber wir freuten uns darüber, alle Kinder und Dimas Familie auf unserer Rückfahrt, dann für ein paar Tage, noch einmal wiedersehen zu können. Wir waren den ganzen Tag unterwegs und übernachteten in einer Pen sion in Sibiel. In unserer kleinen, aber feinen Pension wurden wir ebenfalls sehr gastfreundlich aufgenommen und köstlich und reichlich bewirtet.
Am vierten Tag unserer Reise kamen wir spät nachmittags in Mangalia am Schwarzen Meer an. Dort wurden wir von Pastor Costel Nita, seinem Zwillingsbruder Ioan, ihren Familien und unseren Gasteltern für die Zeit sehr herzlich begrüßt. Natürlich wurden wir – wie konnte es anders sein - auch dort recht bald zu Tisch gebeten, um in geselliger Runde gemütlich zu Abend zu essen.
In den folgenden drei Tagen versuchten wir, ein wenig Urlaubsfeeling aufkommen zu lassen. Das Wetter spielte mit, so dass die Zeit gut gefüllt war mit halb- oder ganztägigen Besuchen am Strand, Sonnenbaden oder Baden im Schwarzen Meer, viel Gemeinschaft und guten Gesprächen. Es wurde uns anhand der gewonnenen Informationen immer mehr bewusst, wie sehr doch die Wirtschaftskrise vielen Menschen dieses Landes zu schaffen gemacht haben muss und es immer noch schafft. Den Abschluss unseres „Kurzurlaubs“ bildete dann am 3.9. ein schönes Abendessen in einem bulgarischen Restaurant, zu dem wir unsere rumänischen Freunde als Ausdruck unserer Dankbarkeit für Ihre Gastfreundschaft gerne einluden.
Am 4.9. fuhren am frühen Vormittag aus Mangalia los und kamen nachmittags wieder in Sibiel an, wo wir erneut in der netten Pension übernachteten.
Am 5.9. ging es dann nach Blaj weiter, wo wir das befreundete Pastorenehepaar Romul und Aglita Decian besuchten. Romul war bis vor ein paar Jahren Pastor der Baptistengemeinde in Ocna Mures, die in den ersten Jahren der Rumänienhilfe von vielen Freunden und tatkräftigen Helfern aus Oldenburg und Umgebung mit Hilfsgütern versorgt, konkret mit aufgebaut und eingerichtet wurde. In der Zeit damals haben einige von uns Romul und Aglita kennengelernt und wir freuten uns, sie auf unserer diesjährigen Rumänienfahrt kurz besuchen zu können. Am Montag, den 6.9., waren wir mit ihnen kulturell unterwegs und machten einen Tagesausflug nach Schäßburg und Birthan, bevor wir uns am 7.9. verabschiedeten und uns wieder auf den Weg nach „Caminul Felix“ machten, um noch etwas ausführlicher Zeit mit den Kindern bzw. Dima und seiner Frau Monica zu verbringen.
Über die drei folgenden Tage im Kinderheim ließe sich noch vieles berichten. Insgesamt war es eine sehr gute und gesegnete Zeit. Wir verbrachten viel Zeit mit den Kindern (Tim, Ralf und ich waren vor allem beim Kinderfest am 9.September fast ausschließlich mit Spielen, Kinder-auf-den-Schultern-Tragen und Toben beschäftigt), während Wolfgang und Irene Janßen, Wolfgang Wolz und Hans-Georg Rose auch Zeit hatten, gute Gespräche mit Dima und Monica zu führen. So konnten sie sich ein ausführliches Bild über die Situation der Kinder und auch über die der Eltern machen. Es gefiel Dima und Monica auch sehr gut, auch weil es eher die Ausnahme ist, dass sich ein Sponsor so viel persönliche Zeit für die Kinder nimmt.
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Am 8.9. machten wir ohne die Kinder einen Tagesausflug zu unterschiedlichen Stationen: Zum einen fuhren wir zum Kinderhaus „Dominik“. Es war schön zu erleben, dass es den beiden Jungs Ruben und Nico Silvester dort offensichtlich sehr gut geht. Auch konnten wir die beiden älteren Mädchen Renata und Kristina im staatlichen Kinderheim in Tinca kurz besuchen. Ihr Bruder Zoli war leider an diesem Tag nicht anwesend. Und letztendlich hatten wir ein kurzes, aber sehr gutes Treffen mit einer ehemaligen Mutter aus dem Kinderhaus „Dominik“, die heute in der Nähe in einem Kur- und Heilbad arbeitet. Wir dachten an, beim nächsten Mal ein Kinderfest zu organisieren, wo wir versuchen möchten, möglichst mit allen Kindern des ehemaligen Kinderhauses „Dominik“ zusammen ein Wiedersehen zu feiern.
Nach den drei sehr intensiven und von Gott reich gesegneten Tagen (u.a. war am Tag des Kinderfests trotz negativer Prognosen wunderschönes Wetter) waren wir am 10.9. wieder ganztägig auf Achse und kamen abends – wie schon am Ende des ersten Abends – in unserem Übernachtungsquartier in Utzenaich an. In einer ausführlichen Abschiedsrunde tauschten wir Mitfahrer uns ein letztes Mal über die Erlebnisse der vergangenen Tage aus. Wir waren uns einig, dass wir Gott von ganzem Herzen dankbar sein können für das, was ER in Rumänien bewirkt und wie gut es „unseren“ Kindern auch in ihrem neuen Zuhause geht! Offensichtlich ist aber auch geworden, dass Rumänien insgesamt ein armes Land in der EU ist, in dem es zwar mittlerweile alles zu kaufen gibt (OBI, Real etc.), in dem sich aber viele die zu kaufenden Sachen einfach nicht leisten können. Die Not ist im Land nach wie vor sehr groß und die Rumänienhilfe auch in Zukunft dringend notwendig.
Mein Fazit der Rumänienfahrt: Es war einerseits sehr schön, die Kinder in ihrer Umgebung live kennenzulernen. Auch war es bezüglich der Orte, Personen und Projekte schön zu sehen, dass die eingesetzten Gelder gut investiert und zum Wohle der Menschen eingesetzt werden und dort ankommen, wo sie gebraucht werden. Andererseits ist mir klar geworden, dass weitere finanzielle Unterstützung notwendig ist, um gerade in dieser Zeit der finanziellen Not der Menschen entgegenzuwirken, um ihre Not etwas zu lindern. Schön wäre es, wenn sich in Zukunft weiterhin viele Interessierte finden lassen, die ein Herz für die Menschen in Rumänien entwickeln und für ein paar Euro im Monat, z. B. durch eine Mitgliedschaft im Verein „Speranta“, selber den Menschen in Rumänien ein bisschen mehr Hoffnung geben möchten. Ich fands schön, mal zu sehen, WO mein monatlich gespendetes Geld hingeht und WER davon ganz konkret einen Nutzen hat.
Zum Schluss möchte ich meinen Oldenburger Mitfahrern sagen: Es war eine tolle Zeit mit euch, die ich nicht missen möchte! Und Gott möchte ich von ganzem Herzen dafür danken, dass ER uns auf den mitunter sehr riskanten Streckenabschnitten stets bewahrt hat und uns tolle, ermutigende und interessante Begegnungen mit so vielen verschiedenen Menschen geschenkt hat.
Euer Timo Bräcker
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